Manche Patienten mit Blasenproblemen sind erstaunt, wenn ihr Urologe sie nach Rückenschmerzen fragt. Doch eine Blasenschwäche kann ein Zeichen dafür sein, dass der Patient einen Bandscheibenvorfall hatte, ohne es zu bemerken. Häufig verlieren Betroffene aber nicht unfreiwillig Urin, sondern sie können ihre Blase nicht komplett entleeren und es bleibt immer Restharn zurück: Eine mögliche Quelle für Infektionen.
Blasenentleerungsstörung meist durch Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule
Eine solche gestörte Blasenentleerung entsteht durch eine teilweise Lähmung der Muskeln, die die Blase zusammendrücken müssen, damit ein Mensch urinieren kann, erklärt Kamran Minaian vom Wirbelsäulenzentrum Köln. Es komme aber sehr selten vor, dass ein Bandscheibenvorfall zu einer Blasenentleerungsstörung führe, sagt der Neurochirurg, und noch seltener entstehe eine Inkontinenz dadurch.
Meistens sei dann ein sogenannter Massenbandscheibenvorfall im Spiel oder die oberen Lendenwirbel sind betroffen. An dieser Körperstelle endet nämlich das Rückenmark und liegen die Nerven, die die Blase regulieren. Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es dazu, dass der weiche Gallertkern der Bandscheibe, der quasi als Puffer zwischen den Wirbelkörpern liegt und von einem Ring aus Faserknorpel gehalten wird, verrutscht und die faserige Hülle durchbricht.
Die Folge: Gallertmasse tritt aus und kann auf die umliegenden Blasennerven drücken. Wenn das der Fall ist, muss operiert werden, um die Bandscheibenmasse zu entfernen, sagt Minaian und betont: "Es handelt sich um eine Notfalloperation." Mitunter führe ein solcher Bandscheibenvorfall sogar zu einer Taubheit im Analbereich. Stuhlinkontinenz sei dann eine Folge.
Bewegung hält die Bandscheiben fit
Um einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen, rät Wirbelsäulenexperte Minaian vor allem zu Bewegung. Die Erkrankung hat ihre Ursache nämlich im Verschleiß. Der entsteht dadurch, dass die Bandscheibe schlecht mit Nährstoffen versorgt wird. Da sie selbst nicht an die Blutversorgung des Körpers angeschlossen ist, geben die Wirbel Nährstoffe an die Bandscheibe ab. "Je mehr Bewegung die Wirbelsäule hat, umso besser ist die Versorgung", sagt Minaian. Menschen, die im Sitzen oder im Stehen arbeiten, sind seiner Erfahrung nach besonders gefährdet, einen Bandscheibenvorfall zu erleiden.
Um dem vorzubeugen, empfiehlt der Spezialist, die Muskulatur an Rücken und Bauch zu trainieren und Sport zu treiben. "Schwimmen, Walking und Radfahren sind sehr rückengerecht", urteilt der Arzt. Von Sportarten mit heftigen Drehbewegungen wie beim Tennis, raten Fachleute dagegen ab. Ein oft vernachlässigter Faktor für einen Bandscheibenvorfall ist Übergewicht. Der Rücken trägt schwer an jedem überzähligen Pfund. Sind bereits Rückenprobleme aufgetreten, heißt es auf jeden Fall abnehmen, um die Beschwerden zu bessern. Wer den Rücken im Alltag entlasten will, sollte darauf achten, nicht schwer mit gebeugtem Rücken zu schleppen. Lasten besser immer dicht am Körper tragen, um kein Hohlkreuz machen zu müssen.