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Warnzeichen des Körpers

Nykturie: Nächtlicher Harndrang – was steckt dahinter?

Wer in der Nacht immer wieder von Harndrang geweckt wird, leidet unter Nykturie. Der regelmäßige, wiederholte nächtliche Gang zur Toilette ist jedoch keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom mit vielfältigen Ursachen.

Älterer Mann liegt im Bett und schläft
© GettyImages/Goodboy Picture Company

Muss der Schlaf aufgrund von Harndrang zwei- oder mehrmals in der Nacht unterbrochen werden, um die Blase zu entleeren, wird in der Medizin von Nykturie (nächtlichem Harndrang) gesprochen. Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme ist diese Beschwerde keine reine Männersache. Frauen und Männer sind gleichermaßen davon betroffen. Die Häufigkeit des Auftretens steigt mit dem Lebensalter. Das Beschwerdebild stellt zudem die häufigste Ursache für Schlafstörungen dar und kann mit einem hohen Leidensdruck einhergehen.

Artikelinhalte im Überblick:

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Ursachen von Nykturie: Warum nachts häufig zur Toilette?

Für das nächtliche Wasserlassen kann es zahlreiche Ursachen geben. Kommt es gelegentlich dazu, dass man nachts von Harndrang geweckt wird, kann dies zum Beispiel an einer erhöhten Flüssigkeitsaufnahme oder Alkoholkonsum am vorherigen Abend liegen. Muss man jedoch regelmäßig zwei- oder mehrmals in der Nacht zur Toilette, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Denn Nykturie kann ein Alarmzeichen des Körpers sein, das als Begleiterscheinung auf eine therapiebedürftige Erkrankung hinweist. Altersbedingt kommt es ebenfalls häufiger zu Nykturie – als einfache Alterserscheinung sollte das Symptom aber trotzdem nicht abgetan werden.

Es gibt verschiedene ursächliche Mechanismen, die für den nächtlichen Harndrang verantwortlich sein können – häufig liegt eine Kombination vor:

  • Polyurie oder nächtliche Polyurie: Eine Polyurie besteht, wenn innerhalb von 24 Stunden mehr als drei Liter Urin ausgeschieden werden. Eine nächtliche Polyurie liegt vor, wenn die Urinmenge innerhalb von 24 Stunden zwar normal ist, aber über ein Drittel der Gesamtmenge in der Nacht ausgeschieden wird.

  • Veränderungen oder Störungen im Urogenitalsystem: Altersbedingt kann der nächtliche Harndrang zum Beispiel aufgrund einer reduzierten Blasenkapazität entstehen: Das Fassungsvermögen der Blase nimmt ab und es müssen häufiger kleine Mengen Urin ausgeschieden werden. Außerdem kann vermehrt Restharn in der Blase zurückbleiben und den häufigen Harndrang fördern. Weitere begünstigende Faktoren für eine Nykturie können eine überaktive Blase, eine Beckenbodenschwäche, eine gutartige Prostatavergrößerung oder ein Organvorfall sein.

Hinter diesen ursächlichen Mechanismen können sich verschiedene Erkrankungen verbergen. Zum Beispiel:

  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche): Angeschwollene Beine (Ödeme) und nächtlicher Harndrang sind Symptome, die auf eine Herzschwäche hinweisen können. Aufgrund der eingeschränkten Leistungsfähigkeit des Herzens kommt es tagsüber zu Wassereinlagerungen in den Beinen. Durch das Liegen in der Nacht läuft das Gewebewasser zurück und füllt die Blase. Zu den Leitsymptomen einer Herzinsuffizienz zählt außerdem Atemnot.

  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Bei dieser Erkrankung befindet sich vermehrt Zucker im Blut, den der Körper über den Urin auszuscheiden versucht (Glukosurie). Betroffene können auch unter starkem Durst (Polydipsie) leiden: Die vermehrte Flüssigkeitsaufnahme führt ebenfalls zum häufigen Wasserlassen. Der nächtliche Harndrang kann sowohl ein erstes Symptom für die Erkrankung sein als auch bei einem bereits bekannten Diabetes mellitus auf einen schlecht eingestellten Blutzucker hinweisen.

  • Diabetes insipidus: Bei dieser Hormonmangelerkrankung kann das Antidiuretische Hormon (ADH) nicht oder nur unzureichend wirken. Das Hormon ist dafür verantwortlich, dass nachts weniger Urin produziert wird.

  • Schlafapnoe-Syndrom: Ein enger Zusammenhang besteht zwischen Schlafapnoe und nächtlichem Harndrang. Bei dem Syndrom kommt es zu nächtlichen Atemaussetzern. Betroffene schnarchen meist stark und wachen oft auf, weshalb ihr Schlaf immer wieder gestört wird.

Auch weitere Ursachen kommen für nächtlichen Harndrang infrage, etwa ein erhöhter systolischer Blutdruck, Störungen der Nierenfunktion oder Venenerkrankungen. Außerdem können Medikamente wie entwässernde Diuretika oder (chronische) Harnwegsinfekte zu wiederholtem Harndrang führen. Nächtlicher Harndrang ist zudem aufgrund von hormonellen Veränderungen und dem Druck auf die Blase eine typische Schwangerschaftsbeschwerde. Übergewicht (Adipositas) stellt ebenfalls ein Risiko für Nykturie dar.

Diagnose: Der Ursache von Nykturie auf den Grund gehen

Aufgrund der vielfältigen Ursachen ist es wichtig, den allnächtlichen Harndrang ärztlich abklären zu lassen. Denn nur dann ist es möglich, eine passende Behandlung einzuleiten und die Grunderkrankung zu therapieren. Die erste Anlaufstelle für die Diagnose ist die hausärztliche, urologische oder gynäkologische Praxis. Je nachdem, welcher Krankheitsverdacht vorliegt, können entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden oder es erfolgt eine Überweisung zu einer fachärztlichen Weiterbehandlung.

Mögliche Diagnoseverfahren bei nächtlichem Harndrang:

  • Miktionsprotokoll: Für das Miktionstagebuch wird über die Urinausscheidungen Protokoll geführt. Gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, die Flüssigkeitsaufnahme ebenfalls auf diese Weise zu erfassen.

  • EKG, Echokardiografie (Herzultraschall), Röntgen-Thorax: Diese Untersuchungsmethoden kommen infrage, wenn der Verdacht auf eine Herzschwäche besteht.

  • Urinuntersuchungen und Blutuntersuchungen: zum Beispiel zur Feststellung von Nierenstörungen oder Diabetes mellitus

  • Schlafmedizinische Untersuchungen im Schlaflabor, wenn eine Schlafapnoe bestehen könnte.

  • Urologische Untersuchung wie ein Ultraschall der Harnblase oder der Prostata

Behandlung: Was tun bei häufigem Harndrang in der Nacht?

Nachts ständig zur Toilette zu müssen, ist mehr als nur lästig. Die Nykturie kann auf eine Erkrankung hinweisen, die zwingend behandelt werden muss. Außerdem kann die Nykturie selbst bei harmlosen Ursachen aufgrund des ständigen Schlafmangels zu einer erheblichen Beeinträchtigung führen und sollte deshalb bei Einschränkungen der Lebensqualität einer passenden Therapie unterzogen werden.

Welche Behandlung durchgeführt wird, richtet sich nach der Grunderkrankung. Bei einer Herzschwäche kommen Veränderungen des Lebensstils und der Einsatz von Medikamenten infrage. Sind Diuretika für den nächtlichen Harndrang verantwortlich, kann ihre Einnahme in Absprache mit Ärztin oder Arzt gegebenenfalls auf die erste Tageshälfte gelegt werden. Wer an einem ADH-Mangel leidet, kann mit dem Wirkstoff Desmopressin behandelt werden. Allerdings ist diese Therapie nicht für alle Betroffenen geeignet – bei einer Herzschwäche ist sie zum Beispiel nicht anwendbar.

In der Regel bessert sich durch die Therapie der Grunderkrankung auch das Symptom des nächtlichen Harndrangs.

Harndrang nachts: Folgen für Körper und Psyche

Wer unter nächtlichem Harndrang leidet, sollte nicht zögern, eine ärztliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Nur mit einer geeigneten Therapie können gesundheitliche Folgen von Grunderkrankungen wie einer Herzschwäche oder einem Diabetes mellitus verhindert werden.

Selbst wenn keine Grunderkrankung vorliegt und es sich um eine altersbedingte Erscheinung handelt, können durch die Nykturie Folgen für die Gesundheit entstehen. Der nächtliche Harndrang verursacht Schlafstörungen, die wiederum zu Kopfschmerzen, Leistungsminderung, Schwindel, Konzentrationsschwäche, Koordinationsstörungen, chronischer Müdigkeit und Erschöpfung oder zu Depressionen führen können. Wie hoch der Leidensdruck durch das ständige Erwachen ist, wird individuell unterschiedlich empfunden. Gerade bei älteren Menschen sind durch den nächtlichen Gang zur Toilette außerdem das Sturzrisiko und somit auch das Risiko für Knochenbrüche erhöht.

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