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Stuhlinkontinenz: Wenn Erwachsene in die Hose machen

Als Stuhlinkontinenz bezeichnet man das Unvermögen, Stuhl zurückzuhalten. Bevor man es verhindern könnte, hat man sich in die Hose gemacht. Drohendes Einkoten meldet sich oft durch unbeherrschbaren, plötzlichen Stuhldrang. Was gegen Stuhlinkontinenz hilft.

Frau mit Toilettenpapier
© iStock.com/filmstroem

Im Fall von Stuhlinkontinenz kommt es – für Betroffene oft völlig überraschend – bei starken Blähungen oder Durchfall zum Abgang von Stuhl in die Unterhose. Dabei handelt es sich noch nicht zwangsläufig um eine ausgeprägte Stuhlinkontinenz, sondern eher um das, was Ärzte eine Teilinkontinenz 1. Grades nennen. Dennoch ist die Scham über das Einkoten groß, vor allem, wenn es in der Öffentlichkeit passiert. Schließlich hinterlässt das Malheur deutliche Spuren – auch was den Geruch angeht.

Artikelinhalte im Überblick:

Was tun bei Stuhlinkontinenz?

Stuhlinkontinenz kann verschiedene Ursachen haben

"Mir ist es total peinlich, aber mir ist es jetzt schon dreimal passiert, dass ich das Gefühl hatte, einen einfachen Wind zu lassen und plötzlich war meine Unterhose mit feuchtem, weichem Stuhl gefüllt, sodass es sich sogar durch die Jeans drückte und dort einen Fleck gab." So wie dieser Nutzerin unserers Inkontinenz-Forums geht es vielen Menschen, und zwar nicht nur Älteren. Bei Frauen kann eine Beckenbodeninsuffizienz Schuld sein, die unter anderem durch Schwangerschaft und Geburten gefördert wird.

Je nach Ursache kann sich Stuhlinkontinenz durch imperativen (plötzlichen, nicht beherrschbaren) Stuhldrang ankündigen. Das ist beispielsweise bei Betroffenen mit Reizdarmsyndrom oder einer fortgeschrittenen Colitis ulcerosa der Fall. Es ist aber auch möglich, dass gerade der ausbleibende Stuhldrang – durch eine Fehlfunktion der Sensoren im Darm – für das Einkoten verantwortlich ist.

Unterscheidung nach Stadien oder Formen

Experten unterscheiden Stuhlinkontinenz nach Stadien:

  • Teilinkontinenz 1. Grades: Stuhlschmieren bei Belastung oder Diarrhö
  • Teilinkontinenz 2. Grades: Winde und dünner Stuhl können nicht gehalten werden
  • Totalinkontinenz: völliger Kontrollverlust über den Stuhlgang

oder nach Formen:

  • Primäre Stuhlinkontinenz (Neuralinkontinenz): bei Krankheiten wie Spina bifida, Morbus Hirschsprung (Stuhl staut sich und erweitert den Dickdarm), Bandscheibenvorfall, Querschnittslähmung, Demenz, Hirntumor, Multipler Sklerose oder Diabetes mellitus

  • Sensorische Stuhlinkontinenz: Dysfunktion der Sensoren im Analkanal und Rektum, der Stuhldrang geht verloren. Das kann zum Beispiel durch Hämorrhoiden, einen Anal- und Rektumprolaps oder gynäkologische Operationen sowie Eingriffe am Enddarm passieren.

  • Muskuläre Stuhlinkontinenz: Verletzung oder altersbedingte Schwächung des Schließmuskels (beispielsweise Pfählungsverletzung, Dammriss, Analfistel) und speziell des Beckenbodens zum Beispiel durch Schwangerschaft und Geburt.

  • Reservoirbedingte Stuhlinkontinenz, bei der die Speicherfunktion des Rektums vermindert ist, zum Beispiel beim Kurzdarmsyndrom.

  • Psychische Stuhlinkontinenz, zum Beispiel als Folge einer Psychose oder Einkoten bei Kindern, die bereits sauber waren (Enkopresis)

Therapie der Stuhlinkontinenz: am besten Ursachen beheben

Bei Problemen mit Stuhlinkontinenz sollte man den Arztbesuch keinesfalls scheuen. Man sollte sich frühzeitig an eine Praxis der Proktologie wenden. Das kann ein*e Internist*in, Chirurg*in, ein Urolog oder eine Urologin sowie Dermatolog*in mit entsprechender Fachausbildung sein. Die Behandlung der Stuhlinkontinenz wird an der Ursache ausgerichtet.

Folgende Therapiemaßnahmen sind möglich:  

  • Beheben der Grunderkrankung
  • Rekonstruktion der sensorischen oder motorischen Kontinenz, zum Beispiel durch Operationen
  • künstlicher Darmausgang
  • Schließmuskeltraining durch Biofeedback und Beckenbodentraining (auch postoperativ sinnvoll)

Zudem ist ein Ernährungs- und Toilettentagebuch sinnvoll. So wird festgestellt, ob bestimmte Lebensmittel die Stuhlinkontinenz fördern und mit welchen Ernährungs- und Toilettengewohnheiten der Stuhlgang am besten reguliert werden kann.

Hilfsmittel bei Stuhlinkontinenz

Ist es nicht möglich, die Stuhlinkontinenz zu beheben, erleichtern Hilfsmittel den Alltag – ein überraschendes Malheur wird so verhindert. Der Analtampon, zum Beispiel aus Schaumstoff, wird ins Rektum eingeführt und entfaltet nach ein paar Sekunden seine volle Größe. Er kann bis zu 24 Stunden getragen werden und kommt sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern zum Einsatz. Bei Darminfektionen, Diarrhö und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa sollten Analtampons allerdings nicht verwendet werden.

Weitere Hilfsmittel bei Stuhlinkontinenz:

Hilfsmittel bei Stuhlinkontinenz können vom*von der Arzt*Ärztin verschrieben werden, die Kosten übernimmt dann die gesetzliche Krankenkasse.

Tipps, mit denen man einer Stuhlinkontinenz vorbeugen kann

Mit ein paar einfachen Maßnahmen im Alltag, lässt sich das Risiko einer Stuhlinkontinenz reduzieren.

  • Regelmäßige Bewegung

  • Beckenbodentraining durch spezielle Übungen

  • Übergewicht vermeiden oder abbauen

  • Ausreichend trinken, mindestens 1,5-2 Liter ungesüßte Flüssigkeit pro Tag

  • Ausgewogene Ernährung mit Obst und Gemüse sowie ausreichend Ballaststoffen

  • Blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Kohlsorten oder kohlensäurehaltige Getränke besser vermeiden

  • Bei Stuhldrang umgehend auf die Toilette gehen und den Stuhl nicht aufhalten

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