Bei Frauen mit einer Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz) ist der Verschluss der Harnröhre geschwächt. Er öffnet sich unwillkürlich, wenn im Bauchraum durch Niesen, Husten oder körperliche Anstrengung der Druck ansteigt, so dass Urin nach draußen gelangt. Wird die Harnröhre jedoch gestützt und am Tiefertreten gehindert, öffnet sich der Schließmuskel nicht sofort, sobald etwas Druck auf die Blase einwirkt.
Genau dies geschieht bei der TVT-Operation (Tension-free Vaginal Tape): Es wird ein Kunststoffband locker vor die Harnröhre gelegt, so dass diese bei Belastung nicht sofort nachgibt. Das Band regt die Zellen außerdem zur Bindegewebsproduktion an. Dies ist von großem Vorteil, da schwaches Bindegewebe eine Ursache der Belastungsinkontinenz ist.
Frauen sind noch fünf Jahre nach TVT-Operation kontinent
Die TVT-Operation, die Mitte der 90er-Jahre in Schweden entwickelt wurde, führt in rund 85 Prozent der Fälle zur Heilung. Und dies nicht nur kurzfristig: Auch nach fünf Jahren sind alle erfolgreich operierten Frauen noch immer kontinent, heißt es in der Ärzte Zeitung. Bei weiteren 10% aller Patientinnen verringern sich immerhin durch die TVT-Operation die Beschwerden.
Für eine TVT-Operation kommen nur Frauen infrage, bei denen Beckenbodentraining und Medikamente nichts mehr ausrichten können. Auch gibt es in vielen Kliniken Altersgrenzen. Es heißt oft, die Frauen dürften keinen Kinderwunsch mehr hegen. "Man befürchtet nämlich, dass durch den massiven Quetschungsvorgang bei der Geburt das Band verrutschen könnte", sagt Christian Göpel, Oberarzt an der Frauenklinik der Universität Halle. So müssen seine Patientinnen mindestens 35 Jahre alt sein. Andere Krankenhäuser setzen die Grenze bei 40 Jahren.
Für die TVT-Operation reicht eine örtliche Betäubung
Die TVT-Operation ist recht unkompliziert: Der minimal-invasive Eingriff dauert meistens nur 30 Minuten und lässt sich gut in örtlicher Betäubung (Lokalnarkose) vornehmen. Für die Ärzte ist es sogar von Vorteil, wenn die Patientin bei Bewusstsein ist: Um zu beurteilen, ob das Band richtig sitzt, fordern sie sie während der OP gern zum Husten auf. "Wenn gerade noch ein Tropfen beim Husten abgeht, sitzt das Band richtig", sagt Göpel.
Nach der Operation ist die Patientin schnell wieder wohlauf. Trotzdem rät Göpel davon ab, den Eingriff ambulant vornehmen zu lassen. Verletzungen der Blutgefäße oder des Beckens sind zwar äußerst selten – doch sollte es doch einmal dazu kommen, ist es besser, sie werden noch im Krankenhaus entdeckt. "Außerdem muss man beobachten, ob die Patientin gut Wasser lassen kann", sagt Göpel.